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Freitag, 19. Januar 2018

204 - Dinslakens Menschen bewegte in der 3. Woche 2018: Orkantief "Friederike", Rückblick

Feuerwehr Dinslaken am Sturmtag im Einsatz zur Sicherung der alten Stadtkirche in Dinslaken

Dinslaken

Orkantief "Friederike"
Das Großereignis der vergangenen Woche war eindeutig das Wetter mit dem gestrigen Orkantief "Friederike". Gewissenhafte Meteorologen haben bereits vor einer Woche darauf hingewiesen, dass es am Donnerstag für Teile Deutschlands einen gefährlichen Sturm geben wird. Am vergangenen Montag wurde dann die Wetterwarnung für den Sturm konkreter, dennoch mit Unsicherheiten für die genaue Zugbahn und die zu erwartende Windgeschwindigkeit. Am Dienstag kamen dann präzisere Angaben zur Sturmvorhersage für den 18. Januar 2018. Der Sturm wurde zum Orkan, da Windgeschwindigkeiten von über 118 km/h in Böen zu erwarten sind. 

Der Sturm entwickelte sich über dem Nordatlantik und traf an der niederländischen Küste auf Land und zog dann über Nordrhein-Westfalen in Richtung Osten weiter. Am Niederrhein in Issum wurden am gestrigen Sturmtag Windböen von 133 km/h gemessen.

Gestern frühmorgens gegen 7:30 Uhr konnte ich bereits ein für Dinslaken sehr hohes Verkehrsaufkommen feststellen. Ausserdem waren jede Menge Schülerinnen und Schüler auf dem Schulweg. Ungefähr eine Stunde später sprach ich mit einer jungen Mutter, die gerade zuvor Anrufe ihrer schulpflichtigen Kinder entgegengenommen hatte mit der Nachricht, dass der Unterricht wegen Sturm ausfiele. Die Mutter ist alleinerziehend, berufstätig erzählte mir, dass sie um 7:35 Uhr einen Nachricht von der Schule per Telefon bekam, das wegen des Sturms der Unterricht ausfällt. Die junge Frau war aufgeregt. Die Kinder wussten nicht wohin sie sollten und die Mutter versuchte inzwischen telefonisch die Großeltern zu erreichen um die Kinder für die Zeit des Sturms und ihrer Abwesenheit dort unterzubringen. Nach langem Hin- und Her und gefühlten 10 Anrufe später, beruhigte sich die Situation wieder. Erleichtert teilte mir die junge Mutter mit, dass ihre Kinder während des Sturms sicher untergebracht sind.

Mit diesem Gespräch wurde mir klar, dass sowohl bei der jungen Mutter, als auch in der Schule ein massives Informations- und Entscheidungsdefizit herrscht. 
Die junge Mutter wusste zwar, dass ein heftiger Sturm am Tag erwartet wird, nicht aber, das sie selbst aufgrund des bevorstehenden Unwetters entscheiden kann, ob sie ihre Kinder zur Schule schickt oder zuhause lässt. Das der Orkan zu einer Gefahr für Leib und Leben sein kann und vor allem für ihre Kinder, war auch der Mutter bewusst. Was mir dabei besonders aufgestossen ist, das die Lehrer bzw. die Schulleitung die junge Mutter erst am Sturmtag um eine Uhrzeit anruft und darüber informiert das der Unterricht ausfällt, als die Kinder bereits auf dem Schulweg sind. Das ist eindeutig zu spät. 

Wenn nicht die Lehrerinnen oder Lehrer die Eltern rechtzeitig, also zumindest einen Tag zuvor, über den Unterrichtsausfall informieren können, dann sollte die Schulleitung klare Ansagen machen und vor allem frühzeitig die Eltern und Schülerinnen und Schüler darüber in Kenntnis setzen, dass der Unterricht aufgrund des Sturms am Tag X ausfällt.

In Dinslaken übrigens gibt es keine Vorgaben für Schulen und Kitas im Stadtgebiet, teilt die Stadt Dinslaken auf ihrer Internetseite mit. Die Schulleitung oder die Träger entscheiden eigenverantwortlich, auch über die Information darüber an die Eltern, wenn der Unterricht oder die Betreuung vorzeitig beendet wird.

Jede Lehrerin und jeder Lehrer und auch die Schulleitung haben heute die Möglichkeit mit Hilfe der modernen Medien sich über solche Großereignisse zu informieren, denn solche Unwetterlagen können und werden in Zukunft immer häufiger auftreten. Desweiteren hat die Schulleitung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von allen Eltern Telefonnummern oder eMail-Adressen aufgelistet, die in so einem Falle, wo es um Sicherheit geht, präsent sein müssen. Wenn die Eltern bedingt durch ihre Berufstätigkeit oder Krankheit sich nicht bei Unterrichtsausfall um die Kinder kümmern können, muss es doch für die Schulleitung und die Lehrer möglich sein, einen Plan B aus der Schublade ihres Schreibtisches zu ziehen und die Schülerinnen und Schüler im Schulgebäude während so eines Unwetters zu beschäftigen. Wenn das nicht der Fall sein sollte, könnte eine Schule mit Hilfe einer Lehrerkonferenz einen Plan entwickeln, wie bei so einem Wetterereigniss vorzugehen ist. Keinesfalls möchte ich hier eine Pauschalbeurteilung über Eltern oder Schulen abgeben, aber dieser Vorfall den die junge Mutter betraf, lässt mich nur den Kopf schütteln. Statt einen Plan B in Funktion zu setzen, werden die Kinder nach Hause geschickt, also am Unwettertag an die frische Luft. Das die Kinder somit unter der Gefahr des Sturms in Mitleidenschaft gezogen werden können, hat von der Lehrerschaft dieser Schule wohl keiner überlegt.


Das Orkantief "Friederike" ist nun vorüber. Die Sturmschäden summieren sich. 

An der Kathrin-Türks-Halle ist ein ganze Seite des umfassenden Bauzauns durch den Sturm auseinander gefallen.

Im Stadtpark stehen, soweit ich das sehen und beurteilen konnte, die alten Bäume noch. Ein kleinerer Baum hat sich etwas zur Seite geneigt und zeigt das Wurzelwerk. Der gefahrvolle Stadtparkbereich ist mit Absperrband gesichert.

In der Altstadt Dinslakens haben sowohl die katholische Kirche als auch die alte Stadtkirche zahlreiche Dachziegeln durch den Sturm verloren. Auf dem Dach der alten Stadtkirche liegen auch noch weitere lose Dachziegeln. Das Foto oben zeigt gerade den Moment, als die Dinslakener Feuerwehr Sicherungsmassnahmen bespricht, damit die Fussgänger unterhalb des Kirchengebäudes keinen Schaden durch herabfallende Dachziegeln nehmen. Beide Kirchengebäude wurden erstmal großzügig mit Absperrband gesichert. 

Dachziegeln sind nicht nur an den Kirchen herunter gefallen, sondern auch an vielen Wohn- und Geschäftshäusern in der von mir begangenen Innenstadt. Auf der Wilhelm-Lantermann-Strasse nahe der Ecke Bahnstrasse ist von einem Haus die gesamte Firstreihe an Dachziegeln in die Grünanlage und auf die Fahrbahn heruntergestürzt. Die Strasse musste kurzzeitig gesperrt werden.
Weitere Strassen mit Dachschäden an Häusern die mit Absperrband gesichert, sind auf der Friedrich-Ebert-Strasse, Goethestrasse, Blücherstrasse, um nur einige im Innenstadtbereich zu nennen.

In den örtlichen Tageszeitungen berichten sie über zahlreiche weitere Schäden, die durch den Sturm entstanden sind.


Rückblick
Menschen in Dinslaken bewegte vor einem Jahr in der 3. Woche 2017: andreashaab-fotografie


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